Einige Konstruktionen, Formulierungen, Schreibweisen und Begriffe in der deutschen Sprache werden nicht häufig verwendet. Vermutlich sind sie daher auch anfälliger für Fehler. Nun lassen sich solche ungewohnten Dinge vorab nachsehen und, wenn es dann doch passiert ist, lassen sich Fehler korrigieren. Lektoren wollen schließlich auch leben. Beim Umgang mit den Seltenheiten gibt es aber noch eine dritte Möglichkeit: Prüfen Sie, ob Sie nicht gänzlich darauf verzichten sollten. Was richtig ist, ist nicht zwingend gut, also verständlich und lesefreundlich.
Korrekturlesen
Mach’s dir selbst, aber richtig – Fünf Schritte des Eigen-Korrektorats
Texte immer von einem professionellen und erfahrenen Korrektor überprüfen lassen! Dieser Tipp hört sich richtig gut an und er liegt ja auch in der Natur meiner Sache. Aber klar, Text ist nicht gleich Text. Daher wird die Mehrheit alles Geschriebenen nicht in den Genuss eines Korrektorats kommen. Die Gründe: Mangel an Geld, Zeit oder an der Einsicht, dass Fehler negative Auswirkungen haben. Gebongt. Für viele (Alltags-)Texte wäre ein bezahlter Korrektor sowieso eher so etwas wie die Kanonen für Spatzen.
Nur Fehler korrigieren? – Da muss doch noch mehr sein!
In meiner Schulzeit war „streng“ ein Schimpfwort. Ich weiß nicht, was seitdem passiert ist, dass ich neulich diese Äußerung einer Kundin als Kompliment wertete: „Sie müssen auch nicht immer so streng sein!“ Danke! Und „streng“ ist gar kein Ausdruck! Ich bin ein harter Hund, wenn es darum geht, mich neben den nicht diskutierbaren Korrekturen auch zu anderen Auffälligkeiten auszulassen. Auffälligkeiten, die in keinem Wörterbuch stehen, aber die – wenn man es mit Sprache ernst nimmt – auch nicht „Geschmacksache“ sind, wie es so mancher glaubt.
Ein Brief aus Bielefeld
Kommt ein Mann in eine fremde Stadt und möchte sich die Haare schneiden lassen. Es gibt nur zwei Friseure, der eine hat eine tolle Frisur, der andere eine schlechte. Von wem lässt sich der Mann die Haare schneiden? Natürlich von dem mit der schlechten Frisur. Da es keine anderen Friseure gibt, müssen sich die beiden gegenseitig die Haare schneiden.
Was ist an „durchführen“ so schlimm, lieber Lektor?
Nach meinem vorletzten Blog-Beitrag fragte mich ein Leser, was an dem Wort „durchführen“ auszusetzen sei. Ich hatte dort einen Lektor auf die Frage, wie das Verb geschrieben werde, mit „Am besten gar nicht!“ antworten lassen.
Copy-and-paste? Ja, aber mit Verstand!
Neulich in der Kommunikationsabteilung. Chef: „Kann ich den Newsletter auch mal sehen?“ Redakteur: „Ja klar, steht aber eh nur Altes drin!“ Ein Newsletter, in dem Altes drinsteht. Gefällt mir. Was der Kollege eigentlich vermitteln wollte: Der Chef muss nichts mehr freigeben, denn die Texte, die im Monatsnewsletter veröffentlicht werden sollen, sind bereits in anderen Firmenmedien erschienen.
Antworten, und zwar überraschende
Muss dort ein Ausrufezeichen stehen? Wird dieses Wort groß- oder kleingeschrieben? Zusammen oder getrennt? Man kann nicht alles wissen, man muss nur wissen, wen man fragen kann. Dort gibt es dann zumeist eine Antwort und vielleicht auch gleich die Gewissheit, auf dem sprachlichen Holzweg zu sein.
Texte mit Aufzählungen optimieren
Ich hatte mal einen Arbeitskollegen, der bei einer Bullet-Aufzählung eckige Punkte – oder sagen wir besser: eckige Aufzählungszeichen – bevorzugte. Die üblichen runden Word-Punkte, so seine Begründung, würden ihn beim Denken behindern. Das wollen wir natürlich nicht. Es ist auch nicht entscheidend, welche Zeichen Sie nehmen, sondern dass sie Aufzählungen in Ihrem Text überhaupt verwenden. Denn sie sind ein gutes Mittel, um Texte lesbarer zu machen. Mit Aufzählungen helfen Sie Ihrem Leser, die Inhalte schneller und einprägsamer zu erfassen.
Altersbedingter Sendersuchlauf – oder: Beim nächsten Ton ist es WDR 2
Ich habe es immer wieder versucht, aber für Eins live bin ich zu alt und für WDR 4 noch nicht alt genug. Daher musste ich immer wieder zu WDR 2 zurückkehren. Aber vor einigen Tagen fiel mir im Schock die Lesebrille von der Nase. Eigentlich wechseln die Moderatoren wöchentlich bei WDR 2. Aber jetzt musste ich offenbar noch eine weitere Woche die Zeitansagerin Sabine H. ertragen. Wenn Ihnen noch nicht aufgefallen ist, dass H. permanent die Zeit ansagt (als hätte sie das Rad neu erfunden), lesen Sie besser nicht weiter.
Ab gestern schließen wir früher! Warum nicht erst seit morgen? – „Abseitsfallen“ umgehen
Sie müssen kein Lektor sein – Sie müssen nur mit offenen Augen durch die Ladenstraße gehen, dann wird Sie Ihnen schon bald begegnen: die Abseitsfalle. Bei 50 Prozent der Aushänge hat sie bereits zugeschnappt. „Ab dem 1. Februar haben wir donnerstags geöffnet“ ist dort zu lesen. Sie nehmen Ihre Sonnenbrille ab, denn es ist bereits August, und stellen fest: Es müsste „seit“ heißen. Oder meint der Verfasser den Februar des kommenden Jahres? Oder den Februar vor zwei Jahren?