„Aufgrund der hohen Nachfrage haben wir uns entschlossen, dieses Seminar wieder anzubieten.“ Diesen Satz hatte ich neulich vor mir. Druckfertig? Eher nicht. Zugegeben, „aufgrund“ wirkt etwas gestelzt und dieser Zu-Infinitiv ist auch nicht wirklich schön. Den Grund dafür, warum das als Werbe- oder PR-Text noch nicht fertig ist, finde ich aber woanders: Der Satz nimmt die falsche Perspektive ein.
Stil
Besser als richtig (1): Durchkopplung mit Abkürzung
Einige Konstruktionen, Formulierungen, Schreibweisen und Begriffe in der deutschen Sprache werden nicht häufig verwendet. Vermutlich sind sie daher auch anfälliger für Fehler. Nun lassen sich solche ungewohnten Dinge vorab nachsehen und, wenn es dann doch passiert ist, lassen sich Fehler korrigieren. Lektoren wollen schließlich auch leben. Beim Umgang mit den Seltenheiten gibt es aber noch eine dritte Möglichkeit: Prüfen Sie, ob Sie nicht gänzlich darauf verzichten sollten. Was richtig ist, ist nicht zwingend gut, also verständlich und lesefreundlich.
Nur Fehler korrigieren? – Da muss doch noch mehr sein!
In meiner Schulzeit war „streng“ ein Schimpfwort. Ich weiß nicht, was seitdem passiert ist, dass ich neulich diese Äußerung einer Kundin als Kompliment wertete: „Sie müssen auch nicht immer so streng sein!“ Danke! Und „streng“ ist gar kein Ausdruck! Ich bin ein harter Hund, wenn es darum geht, mich neben den nicht diskutierbaren Korrekturen auch zu anderen Auffälligkeiten auszulassen. Auffälligkeiten, die in keinem Wörterbuch stehen, aber die – wenn man es mit Sprache ernst nimmt – auch nicht „Geschmacksache“ sind, wie es so mancher glaubt.
Was ist an „durchführen“ so schlimm, lieber Lektor?
Nach meinem vorletzten Blog-Beitrag fragte mich ein Leser, was an dem Wort „durchführen“ auszusetzen sei. Ich hatte dort einen Lektor auf die Frage, wie das Verb geschrieben werde, mit „Am besten gar nicht!“ antworten lassen.
Copy-and-paste? Ja, aber mit Verstand!
Neulich in der Kommunikationsabteilung. Chef: „Kann ich den Newsletter auch mal sehen?“ Redakteur: „Ja klar, steht aber eh nur Altes drin!“ Ein Newsletter, in dem Altes drinsteht. Gefällt mir. Was der Kollege eigentlich vermitteln wollte: Der Chef muss nichts mehr freigeben, denn die Texte, die im Monatsnewsletter veröffentlicht werden sollen, sind bereits in anderen Firmenmedien erschienen.
Antworten, und zwar überraschende
Muss dort ein Ausrufezeichen stehen? Wird dieses Wort groß- oder kleingeschrieben? Zusammen oder getrennt? Man kann nicht alles wissen, man muss nur wissen, wen man fragen kann. Dort gibt es dann zumeist eine Antwort und vielleicht auch gleich die Gewissheit, auf dem sprachlichen Holzweg zu sein.
Texte mit Aufzählungen optimieren
Ich hatte mal einen Arbeitskollegen, der bei einer Bullet-Aufzählung eckige Punkte – oder sagen wir besser: eckige Aufzählungszeichen – bevorzugte. Die üblichen runden Word-Punkte, so seine Begründung, würden ihn beim Denken behindern. Das wollen wir natürlich nicht. Es ist auch nicht entscheidend, welche Zeichen Sie nehmen, sondern dass sie Aufzählungen in Ihrem Text überhaupt verwenden. Denn sie sind ein gutes Mittel, um Texte lesbarer zu machen. Mit Aufzählungen helfen Sie Ihrem Leser, die Inhalte schneller und einprägsamer zu erfassen.
Altersbedingter Sendersuchlauf – oder: Beim nächsten Ton ist es WDR 2
Ich habe es immer wieder versucht, aber für Eins live bin ich zu alt und für WDR 4 noch nicht alt genug. Daher musste ich immer wieder zu WDR 2 zurückkehren. Aber vor einigen Tagen fiel mir im Schock die Lesebrille von der Nase. Eigentlich wechseln die Moderatoren wöchentlich bei WDR 2. Aber jetzt musste ich offenbar noch eine weitere Woche die Zeitansagerin Sabine H. ertragen. Wenn Ihnen noch nicht aufgefallen ist, dass H. permanent die Zeit ansagt (als hätte sie das Rad neu erfunden), lesen Sie besser nicht weiter.
Sehr viele Hasen in Paderborn
Auf dem Rückweg aus einem vorgezogenen Osterurlaub hörte ich im Radio mindestens drei Mal dieselbe Nachricht über eine Hasenzählung in NRW. Keine Ahnung, ob die Redaktion das Thema eigens wegen Ostern ausgesucht hatte, ob die Jäger deswegen gezählt hatten, oder ob es auch eine Art „Osterloch“ gibt – jedenfalls liefen die Hasen auf der A 44 zwischen Bad Wünnenberg und Heimat immer wieder über den Äther.
Als die Konjunktion danebenging
„Als internationales Unternehmen sind wir in der Technologie führend.“ In Anzeigen, Stellenangeboten und Unternehmensporträts lese ich solche Sätze häufig. Und jedes Mal habe ich das Gefühl, das etwas mit der Konjunktion nicht stimmt, beziehungsweise damit, wie sie der Schreiber hier verwendet. Heute gehe ich der Sache auf den Grund – oder versuche es zumindest.