Altersbedingter Sendersuchlauf – oder: Beim nächsten Ton ist es WDR 2

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Ich habe es immer wieder versucht, aber für Eins live bin ich zu alt und für WDR 4 noch nicht alt genug. Daher musste ich immer wieder zu WDR 2 zurückkehren. Aber vor einigen Tagen fiel mir im Schock die Lesebrille von der Nase. Eigentlich wechseln die Moderatoren wöchentlich bei WDR 2. Aber jetzt musste ich offenbar noch eine weitere Woche die Zeitansagerin Sabine H. ertragen. Wenn Ihnen noch nicht aufgefallen ist, dass H. permanent die Zeit ansagt (als hätte sie das Rad neu erfunden), lesen Sie besser nicht weiter. Denn wenn Sie es einmal wissen, hören Sie das natürlich erst recht. Und das möchte ich Ihnen nicht zumuten. Es sei denn, Sie haben einen Zeit-Fetisch. Warum meint Sabine H. – H. steht vermutlich für „Hour“ -, noch viel mehr als ihre Moderationskolleginnen und -kollegen, immer wieder die Zeit über den Äther schicken zu müssen? Es soll Menschen geben, die eine Uhr in der Wohnung, im Auto, oder auf dem Handy haben. Andere tragen sogar eine am Handgelenk – auch das habe ich schon mit meinen eigenen Augen gesehen.

Um 6:43 Uhr höre ich, dass es 6:43 ist und drei Minuten später, dass es 6:46 Uhr ist. Und um 6:56 Uhr ist die einzige Message „WDR 2, 6:56“ und dass zu dem gerade angerissenen Thema „nach 7:00“ gesprochen wird. Entweder man hat nicht genug Sendestoff oder meint, dass bei der Zeit nicht viel falsch gemacht werden kann. Ich meine, die Erleichterung tatsächlich zu hören: Gott sei Dank, die Zeit bis zu den Nachrichten erfolgreich und relativ fehlerfrei rumbekommen. Jetzt noch ein Das-ist-neu-auf-WDR-2-Klassiker von 2013 (den Song, den ich am Vortag auch bereits zwei Mal gehört habe) und fertig ist die Sendestunde. Den Rest machen ja eh ihre Hilfsmoderatoren im Studio: also die, die für den Verkehr, fürs Wetter und für die Veranstaltungshinweise zuständig sind. Ganz hip, so ein Moderationsteam, das sich gegenseitig die Bälle und Uhrzeiten zuschmeißt. Ab und an aber auch doppelt unlustig. Vor allem, wenn der Hörer sich vor der nächsten Zeitansage fürchten muss. „WDR 2, 7:12 Uhr“ – oh nein, sie hat es wieder getan.

Na ja, es gibt Schlimmeres als eine gut bezahlte Radio-Zeitansage. Ja, gibt es. Denn jemand aus der kreativen WDR-2-Redaktion kam auf die Idee, die Radio-Nachrichten mit einem Zitat zu beginnen. Hallo? Alkohol ist mittlerweile auch bei Euch verboten. Wo ist da bitte der Sinn? Es redet jemand drauf los, den man nicht erkennt oder noch nicht einmal kennt. Die Auflösung kommt danach. Dann hat man aber schon wieder vergessen, was eigentlich gesagt wurde. Und noch einmal zum Mitschreiben: Wir sind nicht beim WDR-Prominenten-Rätsel. Das kommt samstags. Das Zitat einfach etwas weiter hinten bringen, nach der News, sozusagen als optionale Unterfütterung der Nachricht, ist durchaus nicht die schlechteste Wahl. Generationen von Redakteuren, Hörern und Lesern haben damit gute Erfahrungen gemacht. Im Radio, habe ich mal gelesen, kann man nicht zurückblättern. Einmal gesagt und weg ist es. Ich weiß, alles Schnee aus den Redaktionen von gestern. Ab und zu muss man sich halt neu erfinden, sonst laufen einem die Hörer weg. Ja, das ist eine gute Idee. Danke für den Tipp. Ich werde es also mal mit WDR 5 versuchen. „WDR 2 – 18 Minuten nach 7“ – na schau, wenn das kein guter Zeitpunkt zum Wechseln ist. Auf Wiederhören.