Satzzeichen-Serie (Folge 7): Gedanken über Striche

Gedankenstrich

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Es geht doch nichts über eine professionelle Content-Planung: Meine „Twitter-Kollegin“ – gibt es so etwas? – Nicola Karnick erinnerte mich vor ein paar Tagen mit ihrem Tweet zum Ausrufezeichen ungewollt an meine unvollendete Satzzeichen-Serie. Ich setzte mich also gleich hin, um mir ein paar Gedanken zum Gedankenstrich zu machen – die letzte Ausgabe der Reihe.

„Den Gedankenstrich ganz zum Schluss? Das ist doch das Beste, was das Satzzeichen-Repertoire uns Journalisten zu bieten hat“, höre ich die vielen Ex-Volontäre schon schreien. In der Ausbildung bei der lokalen Tageszeitung oder in der Unternehmensredaktion, scheint mir, bekommt jeder Frischling zunächst den Gedankenstrich erklärt, das Satzzeichen, mit dem sich jeder Profi von einem Alltagsschreiber abheben kann oder will. Der Auszubildende staunt – in der Schule war davon nie die Rede, und selbst im Germanistik-Studium ist dieser lange Strich ihm nicht bewusst begegnet. Dort hatte er genug damit zu tun, möglichst viele unglaublich intellektuell wirkende Ung-Substantive im Satz unterzubringen. Und jetzt berichtet der alteingesessene Redakteur von dieser Ausgeburt der journalistischen Genialität, als hätte er persönlich das Elektro-Rad erfunden.

Warum ich das alles schreibe? Nun, irgendetwas muss ich doch von mir geben. Denn was soll ich noch zum Gedankenstrich sagen, was nicht schon jemand geschrieben hat? Es gibt nun wirklich genug Blogbeiträge über ihn und selbst Wikipedia widmet diesem Satzzeichen einen eigenen Eintrag. Aber wer eine Serie anfängt, muss sie auch beenden – und so ganz ohne Inhalt will ich Sie nun doch nicht gehen lassen. In diesem Sinne: Wir erzeugen mit dem Gedankenstrich eine Pause, ohne den Zusammenhang zu verlieren oder eine Zäsur zu setzen (wie beim Punkt). Ein Komma wäre als Pausenzeichen zu schwach, der Gedankenstrich liegt mittendrin. Vor und nach ihm steht ein Leerzeichen, sofern ihm nicht andere Satzzeichen dazwischenfunken. Das und seine Länge (ein Halbgeviert) unterscheidet ihn vom Bindestrich. Der Gedankenstrich ist tatsächlich nicht die schlechteste Wahl, soweit man es nicht übertreibt – was beim Schreiben häufig gilt. Allein schon wegen der Verbreitung dieser Erkenntnis war es richtig, diesen Beitrag zu schreiben.

PS: Eine Erkenntnis hab’ ich noch: Appositionen – also ein Einschub zwischen zwei Gedankenstrichen – solle man tunlichst vermeiden, lese ich ab und an. Ich meine, es geht doch nichts über „absolute“ Schreibregeln wie diese, die man gleich wieder vergessen sollte.

Der Texte-Macher auf Twitter
Nicola Karnick auf Twitter

Bereits erschienen in dieser Serie

Fünf häufige Komma-Fehler vermeiden (Komma)
Punktlandung (Punkt)
Zeichen für die Ewigkeit (Fragezeichen)
Ausruf der Wildnis (Ausrufezeichen)
Weder Fisch noch Fleisch – das Semikolon (Semikolon)
Jetzt mach‘ aber mal ‘nen Doppelpunkt! (Doppelpunkt)

Grafik: Volker Lahr