Mal sind sie zusammen, mal nicht, mal weiß man nicht so ganz genau. Über diese Beziehung wird viel geredet und berichtet, der erweiterte Zu-Infinitiv und das Komma mussten dafür aber nicht einmal ins Dschungelcamp oder zum Promi-Dinner. Da staunt die B-Prominenz, aber auch Lektoren interessieren sich immer wieder für das Paar. Der Texte-Macher fragte exklusiv nach.
Texte-Macher: Wie ist das jetzt mit Ihnen, dem erweiterten Zu-Infinitiv, und dem Komma?
Erweiterter Zu-Infinitiv: Ich weiß nun wirklich nicht, ob Sie mich meinen. Ich werde schon seit einigen Jahren nicht mehr so genannt.
Entschuldigen Sie bitte. Aber wir müssen hier an unsere Leser denken. Wer kann sich schon etwas unter „Erweiterte Infinitivgruppe“ vorstellen.
Mein Name ist schon nicht ganz unwichtig. Denn darunter finden Sie im Duden die Regel, wie mit mir und dem Komma umzugehen ist.
Richtig, die kenne ich. Nach der Rechtschreibreform von 1996 muss man das Komma nur noch setzen, um Missverständnisse auszuschließen …
Nicht so schnell, junger Freund. Das denken alle, die die Duden-Regel nicht bis zu Ende gelesen haben.
Vielleicht weil sie sie nicht gefunden haben. (lacht)
Ich bin hier nicht zum Spaßen! Wenn ich von einem Substantiv abhänge, muss ein Komma gesetzt werden. Zum Beispiel: Sie haben die Möglichkeit, den Antrag online auszufüllen. Hier lege ich schon großen Wert auf das Komma.
Ja, das kann ich mir vorstellen. Ihre Freunde vom Amt sicherlich auch. Das Komma muss aber auch gesetzt werden, wenn die Infinitivgruppe mit um, ohne, statt, anstatt, außer oder als eingeleitet wird: Er füllte den Antrag aus, ohne auf die Rechtschreibung zu achten.
Ah, Sie haben die Regel also doch noch gefunden?
Ja, online. Dann sind wir also durch mit den Formalien?
Gemach! Wir dürfen nicht den Fall vergessen, wenn ich von einem Korrelat, zum Beispiel es, oder einem Verweiswort – dazu, daran, dabei etc. – abhänge. Ich bestand darauf, den Antrag selbst auszufüllen. Hier gehört ebenfalls ein Komma hin.
Muss ich einen erweiterten Zu-Infinitiv überhaupt verwenden?
Wie bitte?
Sie haben die Möglichkeit, unseren Newsletter zu abonnieren. – Ich meine, so ein Satz ist nicht besonders glücklich, obwohl man das häufig liest. Er wirkt doch schon sehr steif, denn die Verbform ist nicht konjugiert.
Klar, ist halt ein Infinitiv.
Ich würde es einfacher schreiben: Sie können unseren Newsletter abonnieren. Oder direkt als Aufforderung: Abonnieren Sie unseren Newsletter. Denn die Hauptaussage des Satzes hat, meine ich, auch einen Hauptsatz verdient.
Sind Sie fertig? Jetzt sage ich Ihnen mal was: Erst das permanente Hin und Her mit dem Komma, dann werde ich mal eben umbenannt und nun soll ich auch noch ganz abgeschafft werden?
Nein, davon ist nicht die Rede. Aber ein Lektor muss mit allen Formulierungen kritisch sein. Der Bürgermeister drängte darauf, endlich eine Lösung für das Stauproblem zu finden. Wer spricht denn so?
Das dürfen Sie mich nicht fragen. Ich bin kein Sprachwissenschaftler. Und außerdem: Wieso reden Sie jetzt die ganze Zeit?
Warum nicht einfach sagen: Der Bürgermeister forderte eine Lösung für das Stauproblem. Oder: „Wir müssen endlich eine Lösung für das Stauproblem finden“, forderte der Bürgermeister oder aber …
Typisch Lektor, will immer das letzte Wort haben.
Nein, das steht Ihnen natürlich heute zu.
Ach, machen Sie Ihren Quatsch doch allein.
Sehen Sie, Sie haben jetzt nicht gesagt: Ich fordere Sie auf, Ihren Quatsch doch allein zu machen.
(Der Zu-Infinitiv wechselt einen Blick mit seinem Pressesprecher und verlässt den Raum.)
Vielen Dank für das Gespräch.
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