Zehn Gebote für effizientes Korrekturlesen

Zehn Gebote für effizientes Korrekturlesen

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Nicht jeder ist zum Korrekturlesen geboren. Wenn Sie diese Tätigkeit nicht leiden können, wenn Sie keine Zeit haben oder wenn Sie Ihre Stärken woanders sehen, dann vergessen Sie diesen Blogbeitrag. Geben Sie Ihr Dokument einem professionellen Korrektor. Die Kosten, die dann entstehen, sollten Ihnen Ihr Text wert sein. Jedem Autor passieren Fehler. Sorgen Sie dafür, dass zumindest Ihre nicht veröffentlicht werden. Der Inhalt Ihres Textes hat es verdient und der Leser wird es Ihnen danken.

Wenn Sie aber Korrektur lesen wollen (oder müssen), werden Ihnen diese zehn Gebote helfen.

1. Lesen Sie Korrektur, wenn Sie frisch und wach sind.
Das professionelle Korrigieren eines Textes erfordert volle Aufmerksamkeit und Konzentration. Sofern es möglich ist, starten Sie mit dem Korrekturlesen dann, wenn Sie sich fit fühlen.

2. Sorgen Sie für eine ablenkungsfreie Arbeitssituation.
Wenn Sie beim Korrekturlesen gestört werden, erhöht das die Gefahr, etwas zu übersehen. Zudem verlängert jede Störung den Korrekturprozess. Jemand oder etwas hat Sie unterbrochen? Atmen Sie durch und fangen Sie vor der Textstelle wieder an, bei der Sie gestört wurden.

3. Lassen Sie sich nicht stressen.
Professionelles Korrekturlesen dauert. Zeitdruck schadet dem Ergebnis. Später wird keiner fragen, wie schnell Sie den Text überprüft haben – aber jemand will vielleicht wissen, warum Sie diesen einen Fehler übersehen haben.

4. Lesen Sie silbenweise.
Es hilft uns beim Lesen der Zeitung oder einer Speisekarte. Für das Korrigieren ist das Wortgedächtnis eher ein Feind. Erfassen Sie daher jedes Wort mindestens silbenweise. Wenn Sie ins „gewöhnliche“, inhaltserfassende Lesen verfallen sind, springen Sie noch einmal im Text zurück.

5. Lesen Sie alles Korrektur.
Das Korrekturlesen beginnt dort, wo die Luft aufhört und das Blatt anfängt. Schauen Sie sich daher alles an. Stimmt der Kolumnentitel? Sind die Seitenzahlen korrekt? Passt die Bildunterzeile zum Foto? Ergeben die Zahlen in der Tabelle wirklich 100 Prozent? Wurden die richtigen Anführungszeichen verwendet? Sind die Copyrights vorhanden? Sind die Schreibweisen im Dokument einheitlich? Sind die Links richtig getextet (Lesen Sie dazu auch: Linke Links)? Das Impressum haben Sie schon bei der letzten Ausgabe überprüft? Tun Sie es auch jetzt – jemand könnte es geändert haben.

6. Korrigieren Sie eindeutig und neutral.
Verwenden Sie die Korrekturzeichen nach DIN 16511. Diese kennt der Empfänger der Korrekturfahne oder kann sie sich besorgen. Wenn Ihre Korrekturen an einen Grafiker zur Umsetzung gehen, lassen Sie keine Fragen offen. Diese kann nur der inhaltlich Verantwortliche beantworten. Schreiben Sie keine polemischen Anmerkungen – Sie wissen nicht, wo Ihre Korrekturen einmal landen.

7. Lesen Sie keinen Text mehr als zweimal.
Sie können einen Text nur dann optimal Korrektur lesen, wenn Sie ihn nicht kennen. Nach dem zweiten Lesen kennen Sie ihn. Sie werden dann nur unter Anstrengung in den Modus des Korrekturlesens zurückfinden. Professionelles Korrekturlesen eines eigenen Textes ist daher auch unmöglich.

8. Vereinbaren Sie eine Schreibweise.
Im Duden stehen oftmals verschiedene Varianten eines Wortes. Einigen Sie sich mit Ihrem Auftraggeber auf eine Schreibweise. Dokumentieren Sie diese, damit Sie bei späteren Korrekturen darauf zurückgreifen können (siehe auch 9.).

9. Bewahren Sie Ihre Korrekturen auf.
Speichern Sie Ihre Korrekturfahne ab oder machen Sie sich eine Kopie. So können Sie auch später, wenn Sie andere Dokumente des Kunden prüfen, noch einmal nachsehen, welche Schreibweise Sie verwendet haben. Außerdem können Sie bei späteren Nachfragen nachvollziehen, was Sie wie korrigiert beziehungsweise was Sie nicht korrigiert haben. Versehen Sie die Korrekturfahne mit dem aktuellen Datum und Ihrem Namen.

10. Tappen Sie nicht in typische Korrekturfallen.
Falle 1: Sie waren sich bei einer Korrektur selbst unsicher und mussten vielleicht sogar nachschauen? Sie haben gerade einen richtig schlimmen Fehler entdeckt? Lesen Sie in beiden Fällen die Stelle nach der Korrektur noch einmal. Vielleicht haben Sie einen anderen, benachbarten Fehler übersehen.
Falle 2: Großbuchstaben lassen sich nur schwer Korrektur lesen, da wichtige Unter- und Oberlängen fehlen. Begegnen Sie Versalien daher immer sehr kritisch. (Lesen Sie dazu: Gemeine Großbuchstaben)
Falle 3: Wenn Sie am Ende einer Seite angelangt sind, wollen Sie umblättern. Denken Sie nicht daran, denken Sie an die Korrektur der letzten Zeilen auf der Seite. Es gibt schon genug Texte, bei denen der letzte Punkt fehlt.

Foto: Volker Lahr